Durch augenschmeichelnde Berglandschaft fahren wir kurvenreich auf der Straße der Vulkane nordwärts, vorbei an sattgrüner Vegetation aller Art und durch den
Nebelwald. In den Dörfern tragen die Frauen farbenfrohe halblange Röcke mit bunten Borten, bei vielen Männern lugt unter der Kopfbedeckung – wahlweise schwarzer, roter oder dunkelgrüner Filz-
oder rund geformter Strohhut mit Bommel vorne - ein Zopf hervor. In der Familie schützt Groß und Klein Einheitliches vor Wind und Sonne. Bei Riobamba taucht der Vulkankegel des Chimborazo
– „Frau aus Eis“ - auf, mit 6310m der höchste Berg Ecuadors. In dieser Gegend ändert sich die Tracht, hier wird von den Señoras langer Wickelrock getragen, nach wie vor mit Filzhut.
Wir biegen in den Osten ab, fahren entlang des Rio Pastaza, vorbei an der Textilhochburg Ecuadors, ab zehn„dollaritos“ gibt es Jeans aller Art.
Mit einer viel Vertrauen verlangenden „tarabita“ gelangen wir über diePastaza-Schlucht, erwandern auf der „ruta de la cascadas“ durch dichten Wald und Schmetterlings-Schwärmekleine und gigantische Wasserfälle. Die Bäuerinnen und Bauern arbeiten emsig mit Macheten am Gürtel auf den an den Hängen liegenden Naranjilla-Feldern. Die frisch geernteten Früchte werden mühsam aus der Schlucht geschleppt, aussortiert und in Holzkisten verpackt, um zum Markt in der nächsten Stadt gebracht zu werden. Diese heimische Zitrusfrucht schmeckt unsköstlich als Saft oder Eis. Überhaupt schwelgen wir hier in immer neuen Obstgeschmäckern, derzeitiger Favorit ist die Granadilla aus der Frucht gelöffelt und tomate de arbol als „jugo“, also Saft.
Die Straße in das Amazonasgebiet wird vom Fluss und etlichen kleinen Wasserfällen bestimmt. Warmer täglicher Nieselregen gehört dazu, er ist eine willkommene Abkühlung.
Bekanntschaft mit dem kostenfreien ecuadorianischen Gesundheitssystem im „centro de salud“ im kleinen Ort Merabeschert uns eine Gehsteigkante eben dort am Hauptplatz, dieviel höher ist als erwartet. Zum Glück hat der Tioga ein Automatikgetriebe, so kann Stoffl trotzBänderriss zumindest Autofahren, wenn er sonst das Wohnmobil hüten muss, um den Fuß hochzulagern und zu schonen.
Einen ersten Vorgeschmack auf den Dschungel geben uns Chris und seine Volontärin Anna im ParqueOmaerein Puyo. Das 15 Hektar große Gebiet wurde händisch aufgeforstet und zeigt die Vielfalt der Flora und das Leben der „shuar“ und der „huaorani“, indigene Volksgruppen im ecuadorianischen Amazonasgebiet, riesige Blattschneider-Ameisen-Kolonie und Sondervorführung des Bio-Klos inklusive.
Der Schweiß des Regenwaldklimas steht uns auf der Brücke über den Rio Napo, der weit nach der Landesgrenze in Peru direkt in den Amazonas mündet, auf der Stirn, doch sie ist exakt auf den Tioga zugeschnitten. Kapuzineräffchen sausen am Hauptplatz von Misahualli herum und schnappen sich alles, was sie kriegen können, besonders gerne Essbares.
Die idyllische Dschungellodge „SinchiWarmi“ oder „mujeresfuertes“, gegründet und betrieben von einer Frauenkooperative der Kichwa, sorgt für eine wunderschöne Kulisse für das Nikolofest, das dieses Jahr etwas kleiner und ruhiger ausfällt.Es ist heiß und schwül, der Himmel brodelt mit Wärmegewittern, wir genießen „Maito“, Fisch aus dem Rio Napo in Palmenblättern zubereitet, Io und Linus geben „Die fette Königin“ zum Besten. Auf einer Motorkanutour tappen wir mitten in eine Touristenfalle. Die gelangweilte Tanzvorführung in einem Dorf der Kichwa gehört zum Programm dazu, wir verdrücken uns möglichst rasch wieder in die schattige Hängematte, die Kinder mit neuem Lesestoff vom Nikolo.