Die zweitgrößte Stadt Perus, Trujillo, lassen wir vorläufig rechts liegen, um im Ferienort Huanchaco unsere frisch gewaschene „casa rodante“ für einige Tage gemütlich zu parken. Im quirligen Surfer-Örtchen wird, wie schon vor 200 Jahren, ganz traditionell mit dem „caballito de totora“ gefischt. Die Fischer paddeln bei Sonnenaufgang mit ihren Schilfbooten und einem dicken, langen Stock als Paddel über die hohen anlandigen Wellen aufs Meer hinaus, gegen 7 Uhr kehren sie mit dem frischen Fang zurück. Am Ufer warten die Marktfrauen mit Kisten, um den Fisch direkt ab Boot zu kaufen. Ist das Geschäft abgewickelt, werden die „caballitos“ zum Trocken aufgestellt, die Netze fein säuberlich zusammengelegt. Die Pelikane nützen den morgendlichen Handel für ihr Frühstück. Die Temperatur ist frühlingshaft warm, der Pool am Campingplatz erfrischt. Gerne teilen wir die Reste unserer köstlichen Frühstücksfrüchte mit der Hausschildkröte.
Den traditionellen Stoffl´schen Geburtstags-Herbstspaziergang verlegen wir dieses Jahr an die Pazifikküste. Gut behütet vom örtlichen Sicherheitsdienst und in Gesellschaft sechs weiterer Reisefahrzeuge samt BewohnerInnen beanspruchen wir ein Stückchen Strand für uns. Mit Blick auf Meer schmecken die Nutella(!)-Palatschinken noch besser, die abendliche Geburtstagspizza kommt vom Italiener im Ort.
Am Wochenende fahren die Küsten-PeruanerInnen an den Strand - und das ist durchaus wörtlich gemeint. Das Fahrzeug - Moped, Mototaxi oder Auto - wird bis unmittelbar an die bevorzugte Stelle gefahren, der Lautstärkenregler des Handy- oder Autoradios kratzt hart am Anschlag, das übertönt selbst die Pazifikwellen. Um ein bisschen Bewegung zu machen wird den Strand entlang flaniert – im Fahrzeug selbstverständlich!
In Chan Chan – „Sonne Sonne“ – der Hauptstadt der Chimú-Kultur präsentiert sich uns die antike Bauweise mit Lehmziegeln. Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert war dies vermutlich die größte Stadt der Welt mit rund 80.000 EinwohnerInnen. Die Lehmziegel waren durch die Trockenheit haltbar, die Klimaveränderung der letzten 100 Jahre aber brachte Niederschläge, so ist nur mehr ein Bruchteil erhalten. Die Pyramiden „Huaca del Sol“ und „Huaca de la Luna“ der Mochica-Kultur sind ebenfalls durch den Regen „geschmolzen“.
Die Nähe zum Meer bringt salzige Luft, Sand in allen Ritzen und besonders köstliche Ceviche, das peruanische Nationalgericht aus rohem Fisch, Zwiebel, Limonen und gerösteten Maiskörner. Mit der Überlegung, aus unserer Reise Kapital zu schlagen - eine Señora hat persönlich bei uns angefragt, ob wir sie gegen entsprechendes Entgelt eine Weile auf unserer Reise mitnehmen - fahren wir weiter gen Norden, vorbei an Reisfeldern, Reismühlen und idyllischen Küstenörtchen.
Der Abstecher ins Landesinnere zur Pyramide „Huaca Rajada“, einer Grabstätte der Mochica mit sensationellen Grabfunden, wird mit einem interessanten und schön aufbereiteten Museum belohnt. Die nächtliche Nähe zu den ausgestellten Mumien bescheren Linus einen unruhigen Schlaf. Die unvorstellbar zahlreichen, wertvollen und faszinierenden originalen Gold-, Silber-, Kupfer und Keramikschätze aus den Mochica-Gräbern bestaunen wir am nächsten Tag im Museum in Lambayeque.
Am Dorfplatz von Pacora wird unser Tioga wiedermal für ein rollendes Krankenhaus gehalten. Da wir mit medizinischem Rat allerdings nicht dienen können, wird Astrids spanischsprachige psychologische Konsultation für Schwangere gegen Bares angefragt. Wir denken über die Geschäftszweige nach, die sich uns eröffnen.