Wir kennen zwar nicht jedes Loch, jedes Staubkorn und jede Umleitung auf dem Weg nach La Paz, doch es ist ein angenehmes Gefühl, auf bekannten Wegen zu fahren. Ein Blick ins Wohnmobil klärt bei einer der zahlreichen Verkehrskontrollen für den bewaffneten skeptischen Soldaten in Uniform, dass wir in diesem großen Fahrzeug keine Waren geladen haben. Zufrieden macht er eine Notiz in sein knallrosa Notizbuch mit gefälschter Hello-Kitty drauf.
Diesmal quartieren wir uns in El Alto am Flughafen-Parkplatz ein, der Flugverkehr hält sich hier in Grenzen und es ist relativ beschaulich. Die Polizei kann sich zwar nicht damit anfreunden, dass wir auf zwei Parkplätzen stehen, um mit unserem langen Fahrzeug den Taxiverkehr nicht zu behindern, so quetschen wir uns halt in ein Eckerl bei der Baustelle, denn wie so vieles hier, wird auch der Flughafen modernisiert.
Der Platz in El Alto verschafft uns den Vorteil, die 600 Höhenmeter im halsbrecherischen Verkehr nach La Paz hinunter aus sicherer Entfernung aus vollgestopften Minibussen kopfschüttelnd und atemstockend mitzuerleben. Den verstopften Verkehr in El Alto hat Stoffl bei der Ankunft heroisch bewältigt. Wir haben uns dem Hupen einfach angeschlossen.
Die sympathischen Zebras im Zentrum von La Paz geben wie immer ihr Bestes, um die La Pazer Autofahrer zur Vernunft zu bringen und wir könnten stundenlang an einer Kreuzung stehen und beobachten, wie die Freiwilligen, die in den Zebrakostümen stecken, auf der Kühlerhaube von rücksichtlosen Minibussen mit viel Humor theatralisch zusammenbrechen, mit einem „somos ejemplos“ Schild in der einen und einer zebragestreiften Fahne in der anderen Hand, und dabei den Kinder fröhlich zuwinken. Da lächelt sogar der hartgesottenste Señor Conductor mit seinen Bandscheiben und Nerven aus Stahl. Das kalte und regnerische Wetter hält die Jugendlichen nicht davon ab, ihre einstudierten pompösen Paraden mit viel „Tschin“ und „Bumm“ vor einer Jury und der begeisterten Bevölkerung vorzuzeigen, die jungen Frauen drehen dazu in Windeseile und mit wehenden Röcken geschickt ihre Parade-Stöcke.
Der Prado, die Hauptverkehrsachse, ist gesperrt, die PensionistInnen sitzen in großen Gruppen auf der Straße und verlangen auf Transparenten eine gerechte Pension nach einem Leben voll Arbeit. Ungewöhnlich, alte Menschen im sonst so jungen Stadtbild zu sehen. Die Señoras de Polleras schützen bei dieser Witterung ihre braunen Melonen schmuck mit Müllsäcken gegen das Nass von oben.
Linus genießt dieses Wetter für eine ausgiebige kulinarische Vorgeburtstagsfeier im „Brosso“. Es gibt u.a. köstliche Torte mit Kerze und drei KellnerInnen, die für Linus singen und sich dazu im Kreis drehen. Diese Geburtstagshuldigung findet ca. alle 10min an verschiedenen Tischen statt. Linus plant bereits die Eröffnung eines Schwesternlokals in Wien. Die kunstvollen Eisbecher und bunten Torten werden sicher ein Hit!