Nun, da wir unsere erlaubte Aufenthaltslänge bei den Beamten der „migracion“ in einem Zimmer mit Küchenfliesendekor und Kalendern mit blonden Pin-Up-Girls in einem unfertigen Haus am Stadtrand von Cochabamba geklärt haben, bewegen wir uns ohne Zeitdruck zurück in Richtung 4000m, merkbar einerseits an den endlosen steilen Kurven auf dem Weg in den Norden Boliviens und andererseits an gelegentlichem Kopfweh, Schlaf- und Appetitlosigkeit. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz bringt schöne und auch staubige Hauptplätze mit sich und Überraschungen. Wir folgen, auf gut Glück, einem unscheinbaren Schild an der Hauptstraße, auf dem wir gerade noch „thermales“ entziffern können und nach einer Stunde Rumpelpiste und dem schon vom Weitem vielversprechenden Anblick von Dampf freuen sich besonders Io und Linus über ein luxuriöses Thermalbad. Das Austoben tut gut, denn unser Abstecher zum höchsten Berg Boliviens gestaltet sich durch die Straßengegebenheiten – extreme Spurrillen und riskante LKW-Überholmanöver als langwieriges Unterfangen. Auch nach fast einem Monat Fahren in Bolivien verschätzen wir uns immer wieder mit der Zeit, die wir für Distanzen benötigen. 50km können mal mit 80km/h zügig befahren werden, dann wieder fast in Schrittgeschwindigkeit, denn „construyendo Bolivia con vias doble“ bedeutet ständige „desvios“ und bei den Umleitungen sind die BolivianerInnen nicht zimperlich, ein bissl hingeworfener Schotter nach einer scharfen Kurve mit einer tiefen Schwelle und dem ein oder anderen unvermittelten Loch muss reichen. Weder die Straßenkarte noch das GPS bereitet uns darauf vor, wie die Gegebenheiten sind. Also ist Geduld angesagt, doch wir haben es nicht eilig.
Die Landschaft Richtung Sajama-Nationalpark bietet uns wieder eine neue Facette. Die Natur hat riesige runde Steine am Straßenrand übereinander aufgetürmt, die den Eindruck erwecken, als würden sie gleich voneinander runterrollen.
Im Nationalpark Sajama bleibt uns der Atem weg. Das macht nicht nur die Höhe, sondern auch der Rundumblick auf die wunderschöne Berglandschaft, vor uns der höchste Berg Boliviens mit seinen 6542m und hinter uns eine Reihe von schneebedeckten chilenischen Fünf- und Sechstausendern. Wir genießen die Einsamkeit und die Natur, die Nächte sind eiskalt, am Tag wärmen wir uns an der Sonne und in den warmen Quellen.
Der gelungene Schulbeginn mit Blick auf den Sajama und große Lama-Herden, die bis auf Armeebreite an uns heran kommen, heißt auch für uns wieder, den Wecker einzuschalten. Der Schulzeitplan – täglich von 8 bis 10 - bedingt gleichzeitig, dass wir etwas früher am Tag unsere Reise fortsetzen können, die nördliche Ecke Boliviens steht als Nächstes auf unserem Reiseplan.