Um den Tioga gut auf uns einzufahren, wälzen wir uns durch den belebten Marktverkehr sowohl in La Paz als auch in El Alto. Stoffl macht sich sehr gut am Steuer, die Navigiererin Astrid hantiert mit GPS und maps with me. Die Kinder machen es sich mit Tolino und Spielen gemütlich und schon sind wir nach gut 3 Stunden raus aus der Stadt und auf der Panamericana - ein cooles Gefühl! Laut Reiseführer sind wir nun auf dem besten Stück Straße in Bolivien. Das mag stimmen, allerdings erst in ein bis zwei Jahren, denn wir fahren auf einer einzigen Baustelle. Ständig wird die Straße verschwenkt und führt über Pisten weiter, vorher gibt es noch einen festen Abriss von der Fahrbahn, gespickt mit Löchern. Rohre mit riesigen Durchmessern werden verlegt, hier macht sich die Trockenheit so richtig bemerkbar, es staubt ohne Unterlass. Wie es den Menschen in den Dörfern ergehen wird, die von der Panamericana zerteilt werden, können wir uns nur mit Grauen vorstellen. Brücken werden für sie errichtet, um die beiden Dorfteile über die Autobahn hinweg miteinander zu verbinden, Auf- und Abgänge fehlen allerdings noch.
Das Fahrverhalten der Bus- und LKW-Fahrer ist gewöhnungsbedürftig, geblinkt wird nicht, außer, man möchte dem Fahrzeug dahinter signalisieren, dass überholt werden kann. Die Fahrtrichtung der Spuren wird großzügig ausgelegt.
Uns drängt es aufs Land, weg von der Stadt, daher biegen wir auf eine Nebenstraße, die sich als schlechte Piste entpuppt. Im Schritttempo genießen wir die Landschaft, unsere ersten Lamas, Kühe, Schafe, Esel, Hunde, Bäuerinnen in bunten Röcken, Bauern vor ihren Häusern, dazwischen viele Kinder. Die Piste geht weiter in die Hügel hinauf, auf 4.242m inmitten einer großartigen Hügellandschaft mit Blick auf den schneebedeckten Illimani finden wir den perfekten Platz, um unsere erste Nacht im Tioga zu verbringen. Bald bekommen wir Besuch, denn die Menschen, die auf diesen Hügeln wohnen, sind misstrauisch. Doch wir können sie von unserer Harmlosigkeit überzeugen und werden für den nächsten Tag zum Fest zu Ehren von Pachamama auf „unserem“ Hügel eingeladen.
Die Nacht ist wärmer als erwartet und beim Fest erklären wir gerne wiederholt, wer wir sind, woher wir kommen und warum wir Bolivien bereisen. Staunend wohnen wir dem Ritual für Pachamama bei, werden zum Festmahl – halbgekochtes Schaf – und viel Bier eingeladen, es wird fröhlich musiziert und getanzt.
Am nächsten Tag im nahen Dorf werden wir und der Tioga bestaunt. Der Dorfplatz ist festlich geschmückt, der 2. August ist ein Festtag zu Ehren Boliviens freier Bauernschaft. Durch Pisten und meist ausgetrocknete Flussbetten geht es weiter, bis uns der Hunger auf warmes Essen in den nächsten Ort treibt. Wir parken in einer Nebenstraße auf zu vielen spitzen Steinen – ein Reifen verzeiht uns das nicht (sorry, Andreas!). Señor Adolfo eilt zur Hilfe und der Ersatzreifen ermöglicht bald die Weiterfahrt mit drei Mitfahrern, die uns die Abkürzung in den nächsten Ort an der Panamericana zeigen. Señor Rochillo ist von Beruf Fahnenmacher und bietet uns gastfreundlich, nachdem der Reifen von einem Reifenflicker mit Spitzhacke und Spezialkleber wieder heil gemacht wird, einen Platz in seinem Hühnergarten an.
Wir fröhnen wieder dem Asphalt, gespickt mit Baustellen, der Staub ist unser ständiger Begleiter. Nach Einkaufsstop in Oruro verändert sich die Landschaft und erste kleine Salzseen machen sich entlang der Straße bemerkbar. Am Dorfplatz von Poopó finden wir unseren nächsten Schlafplatz.
Was wir schon können: tanken, Wasser aus dem Tankstellen-Klo mit dem Schlauch nachfüllen, diverse Gerichte kochen, Tanks ausleeren, im Fahren aufs Klo gehen, aus engen Hauseinfahrten ausparken, Reifen wechseln, gute Plätze zum Übernachten finden.