Das Stadtbild wird von Kindern und jungen Leuten bestimmt. Die Kinder werden getragen oder gehen oder sitzen an den Straßenecken und verkaufen Allerlei oder waschen Fensterscheiben an regen Kreuzungen. Die Kinder spielen auf Spielplätzen, schlecken Eis und essen Götterspeise und Zuckerwatte in den unnatürlichsten Farben.
„Pipiripi“, das Kindermuseum, liegt auf einem Hügel, daher führt eine Standseilbahn hinauf. Leider heute außer Betrieb, doch wir wagen den Anstieg und genießen die beinahe Rundum-Aussicht auf La Paz. Was für eine Stadt! „Not a bad place to be“, sagt Claire, die das kommende Jahr hier verbringen wird, Englisch unterrichtend. Ihr Freund Mike arbeitet als Bike-Guide auf der „Death-Road“. Leider hat er sich vor drei Tagen die Hand gebrochen – beim Gehen.
Heute ist es erstmalig richtig bewölkt, später regnet es sogar. Angenehm, denn die Stadt ist sehr trocken und staubig, es ist Winter, also Trockenzeit.
Das Kindermuseum bietet allerlei: einen schönen Hof mit traditionellen Spielen, die wohl überall auf der Welt gleich sind. Drinnen bietet sich ein Sammelsurium an diversen Aktivitäten, zweisprachig – in Spanisch und Quechua und/oder Aymara - von der Produktion von Schokolade bis zum Basteln und Riesenseifenblasen machen. Besonders angetan sind Io und Linus von den Marktständen. Sie verkaufen fleißig diverses Spielobst und -gemüse und erproben ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse sehr erfolgreich. Verkaufsgespräche werden angebahnt, Zahlen spielend ausgesprochen und Waren beim spanischen Namen genannt. Wir wohnen einer Puppentheateraufführung bei und applaudieren einer Gruppe Kinder, die eifrig in Kostümen tanzt. Nur schwer können wir die Kinder von den Marktständen losreißen, doch Roboter und Tischfußball locken. Draußen dann noch rasch den Bauhelm aufgesetzt und der rote Sand wird gewalzt und umgewälzt. Die Hosen müssen wieder mal dran glauben, doch wir wollten sowieso eine andere Wäscherei ausprobieren, denn unsere Kleidung ist aus der Wäscherei ums Eck zwar sauber, aber mit einem strengen Heizölgeruch zurückgekommen. Bei der Heimfahrt mit dem Bus – Io streckt lässig die Hand aus, um den Bus aufzuhalten – merken wir wieder, dass wir ganz schön hoch über dem Meeresspiegel sind, denn Linus klagt über Kopfweh und Übelkeit. Zuhause kuscheln wir uns mit einer schönen Tasse Coca-Tee in die Schlafsäcke und lauschen dem Regen auf dem Hausdach.